Meine erste Reise aus dem Rucksack 3

KARIBISCHES SCHNORCHELN, HARMLOSE HAIE UND DIE FRAUENINSEL

Für uns ging es wieder zurück nach Belize. Mit dem Bus fuhren wir bis Belize City, guckten uns dort die kleine Hauptstadt des Landes an, die jedoch nicht besonders viel zu bieten hatte. Es ging weiter mit dem Wassertaxi nach San Pedro/Cayo Ambergris. Hierbei handelt es sich um eine dieser traumhaften karibischen Inseln mit ausgedehnten weißen Sandstränden, unzähligen Palmen und einem kristallblauen und lauwarmen Meer. Auf der ganzen Insel fahren keine Autos und es gibt nur Golfcars. Hauptsächlich machen hier übrigens US-Amerikaner Urlaub. Wir fingen an, etwas Badeurlaub zu machen, nach all unseren eher staubigeren Erfahrungen. Unser Highlight auf der Insel war ein Schnorchelausflug. Mit dem kleinen Motorboot wurden wir raus aufs Meer gefahren, bis wir an einem vorgelagerten Riff ankamen. Das Wasser war dort, etwa einen Kilometer vom Strand entfernt, teilweise derartig niedrig, so dass man stellenweise ganz bequem durch das Wasser laufen konnte. Aber so weit waren wir noch nicht. Zunächst saßen wir noch im Boot und sahen uns die Tiere im Wasser an. Es gab sehr viele Stachelrochen, eine riesige Meeresschildkröte, die von einem Fischer gefüttert wurde und ein paar Ammenhaie, die wir ebenfalls anfütterten. Dann sagte uns unser Bootsführer, dass wir nun schnorcheln gehen könnten. Etwas irritiert guckten wir uns an und ein blondes Mädel fragte, ob die Haie denn nicht gefährlich seien. Nein, bekamen wir als Antwort: “No danger! Just hop in and I will take care of your belongings!” Da bin ich mir ganz sicher, mein Freund, dachte ich. Wenn uns etwas passiert, dann wäre wenigstens die Spiegelreflexkamera in sicheren, wenn auch neuen Händen. Unser Bootsführer grinste uns noch einmal mit seinen drei verbliebenen Zähnen an und bestätigte noch einmal: “No danger.” Nun gut, dachte ich. Hier will mal wieder niemand der erste Idiot sein, nahm mir meine Taucherbrille und sprang hinein ins feuchte Abenteuer.

 

Vor diesen kleinen Haien hatte ich eigentlich sehr wenig Bedenken, der längste war vielleicht 1,80m groß, insgesamt waren es ein halbes Dutzend, von denen die meisten aber wesentlich kleiner waren, vermutlich Jungtiere. Wenn mir so ein Hai zu Nahe gekommen wäre, hätte er erst einmal einen auf die Nase bekommen. Ein bisschen Sorgen hingegen machte mir diese Bande Stachelrochen. Stachelrochen kennen Sie vielleicht noch aus dem letzten Film vom Crocodile Hunter. Sie wissen schon: Dieser lustige Steve Irwin, der durch die Wildnis lief und ständig irgendein gemeingefährliches Biest erblickte. Seine legendären Worte: “I’m gonna touch it.” Jedenfalls wurde er damals von einem riesigen Stachelrochen getötet. Unsere waren zwar sehr viel kleiner, dennoch neigen die Stachelrochen in bedrohter Situation dazu, mit ihrem Giftstachel zuzuschlagen. Wir schwammen im Wasser und unter uns gab es mindesten 100 Exemplare. Doch es gab keine Zwischenfälle und wir haben ein tolles Erlebnis unter Wasser gehabt. Am Ende schwammen wir sogar sehr nah an die Haie heran, die wiederum allerdings recht scheu waren und dann das Weite suchten. Hier ist mir auch einmal sehr wichtig zu erwähnen, dass Haie nicht die Monster sind, zu denen sie gerne von Menschen stilisiert werden. Zwar sterben jedes Jahr ein paar Menschen durch Haie, doch muss hierbei auch einmal erwähnt werden, dass wir Menschen immer weiter in die Lebensräume der Haie eingreifen, ihre Jagdreviere als Surferparadiese beanspruchen und wir auf eine bedenkliche Weise in den Kreislauf der Natur eingreifen: Wir fischen im großen Stil die Meere leer, sodass Robben keine Nahrung mehr haben, die Population also rückläufig ist und somit eben auch Haie weniger zu fressen haben. Was also machen, wenn der Magen knurrt? Und für einen Hai sieht ein Surfer in seinem schwarzen Neoprenanzug einer leckeren Robbe verblüffend ähnlich. Im Gegensatz zu den paar Todesfällen durch Haibisse, töten wir Menschen über 100.000 Haie im Jahr und sorgen somit ungebremst für die Ausrottung einer Art, die gegen viele Krankheiten, wie beispielsweise Krebs immun ist. Der ganz typische menschliche Schwachsinn eben: Erst töten, dann fragen. Das Schlimmste an dieser traurigen Geschichte ist noch, dass den Haien nur die Flossen abgeschnitten werden und sie dann langsam im Meer verbluten müssen. Wenn die Haie ein Kino hätten, dann lief dort bestimmt der Horrorfilm: “Der weiße Mann”.

Wenn ich persönlich durch diese Welt laufe und mir die entlegensten Gebiete anschaue, dann schäme ich mich immer wieder dafür, ein Mensch zu sein. Wie behandeln wir nur unsere Heimat? Diesen wunderschönen Planeten, der uns alles bietet, was wir zum Leben brauchen? Wenn wir doch nur lernen könnten, vernünftig mit den Ressourcen umzugehen. Immer wieder höre ich den Satz, dass Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen. Was für einen Planeten überlassen wir ihnen? Ist dies wirklich das Beste, was wir Menschen zu bieten haben?

Zum Schluss ging es zurück nach Mexiko. Unser Rückflug startete wieder von Cancún und so verbrachten wir die letzten Tage unseres schönen Urlaubs auf der kleinen Insel Isla de Mujeres (“Fraueninsel”). Diese Insel liegt nördlich von Cancún und wir erholten uns dort am Strand in der Hängematte von den Strapazen der über 2.200 km langen Reise. Das schöne an solchen Rucksackreisen ist eben, dass man niemals alleine ist, selbst wenn man alleine losreist. Sofern man in Hostels übernachtet, lernt man jeden Abend neue Menschen kennen, redet ein wenig, hat Spaß mit ihnen, macht vielleicht den einen oder anderen Ausflug zusammen, bevor man weiterreist und wieder ganz andere Menschen kennen lernt. Jeden Tag, sofern man es möchte. Es ist immer etwas los in den Backpackerhostels, die im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus dem Boden schossen. Ich persönlich bin dieser Art Urlaub längst verfallen, auch wenn ich immer wieder Neues ausprobiere.

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