Reisebericht

Meine erste Reise aus dem Rucksack

Unterwegs in Mittelamerika: Mexiko, Guatemala und Belize

Im Dezember: Zu Weihnachten gab es den großen Wanderrucksack von Deuter. Noch während der Feiertage wurde er sodann mit den nötigsten Utensilien gefüllt: Unterwäsche für sieben Tage, zwei Shorts, fünf T-Shirts, einen Kaputzenpullover, ein besonders dünnes MikrofaserBadehandtuch, Rei aus der Tube (einmal in der Woche muss ich meine drei Sachen im Waschbecken des Hostels waschen) Flip-Flops, eine Badehose, eine kleine Reiseapotheke (Medikamente gegen Durchfall, Verstopfung, Schmerztabletten, eine antiseptische Wundsallbe, Malerone gegen Malaria und eine Wund- und Heilsalbe) und als echter Nordmann wird abschließend selbstredend der quitschgelbe Friesennerz eingerollt und eingepackt. Gut, es geht in den Sommer Mittelamerikas – aber man kann ja nie wissen, wozu er noch einmal gut sein könnte. Am Körper trage ich die einzige lange Hose, die ich mitnehme und einen Pullover – auf eine Jacke verzichte ich komplett. Und schon geht es ab zum Flughafen. Kurz nach den Feiertagen im Dezember herrscht ein schieres Chaos an den Flughäfen: Die Flüge sind ohnehin alle recht gut ausgebucht und sofern es schlechtes Wetter gibt, muss mit Verspätungen oder Totalausfällen einzelner Flüge gerechnet werden. Wer zwischen Weihnachten und Sylvester fliegen möchte, sollte vor allem viel Geduld einpacken. Der Start am Bremer Flughafen verlief noch reibungslos, in Paris wurde es dann sehr stressig: Tausende Menschen, tausende hilflose bis verzweifelte Gesichter, die ersten Flüge wurden bereits am frühen Vormittag gestrichen, die Ausschilderungen am Pariser Flughafen sind ohnehin die furchtbarsten der ganzen Welt, zweckmäßig und zeitgemäß sprechen die meisten Franzosen maximal gebrochenes Englisch – natürlich eine brauchbare Sache an einer internationalen Drehscheibe, die Zwischenzeiten der Flüge sind oftmals sehr kurz bemessen (als Tipp empfehle ich mindestens 3 Stunden Aufenthaltszeit in Paris). Aber ich hatte seltsames Glück und rutschte am Flughafen Charles de Gaulle nicht nur recht reibungslos durch die Kontrollen, sondern konnte sogar mit der letzten Maschine nach Cancun, Mexiko fliegen, die an jenem Tage rausgeschickt wurde. Noch in Paris trank ich über einen Liter Wasser, als Vorbeugung gegen eine drohende Trombose auf der Langstrecke. Im Flugzeug stieg ich dann auf Rotwein um: in kürzester Zeit drei von diesen kleinen Schlumpfflaschen in den Kopf geschraubt und das persönliche Betriebssystem auf Standby runtergefahren. Ich fliege alleine, lese noch ein wenig im Reiseführer "Einsamer Planet" und schlafe dann die überwiegende Zeit des Fluges. Mexiko. Die Luft ist unglaublich drückend. Ich muss schnell die lange Hose wechseln, denke ich. Den Pullover habe ich bereits während des Fluges abgestreift. Ich bekomme den mexikanischen Stempel von den grimmigen Kollegen des Zolls und bin nach etwa 20 Stunden offiziell angekommen. Ein sehr lang gezogenes und ohrenbetäubendes "El Nikki" erreicht mein Gehör noch in der Flughafenhalle. Ich drehe mich um und sehe Christian, meinen persönlichen Reiseführer. Und gleich noch einmal: "El Nikki." Nikki werde ich seit meiner frühen Kindheit genannt, dieses "El" hat Christian eines Tages mal autark davor gehängt - ein Typ wie du, der braucht auch seinen eigenen Artikel, sagte er grinsend. Christian ist ein paar Tage zuvor geflogen und hatte die Lage für uns bereits sondiert. In den ersten zwei Tagen habe ich mich dann vom Jetlag (dieser ist beim Flug in den Westen immer härter) erholt und wir haben uns Canun angeguckt. Cancun war früher einmal eine riesiger Mangrovenwald, davon ist heute allerdings gar nichts mehr zu sehen. Die Sumpflandschaft wich den unzähligen Badestränden, die wiederum von unzähligen Touristen besucht werden. Wer Lust zu einer langgezogenen Strandparty hat, der ist besonders im März, zur Zeit des amerikanischen Spring Breaks unglaublich gut in Cancun aufgehoben, aber dies ist eine ganz andere Geschichte aus einer anderen Zeit. Den "einsamen Planeten" haben wir uns anders vorgestellt und so folgen wir dem Ruf des Reiseführers weiter in entlegnere Gebiete. Am zweiten Tag in Mexiko stehen wir also skeptisch vor dem gebuchten Mayab Bus (2. Klasse), der uns nach Tulum bringen soll. "Guck mal El Nikki, der Busfahrer hat sich für Slicks entschieden," brach Christian in Gelächter aus und zeigte auf die völlig abgewetzten alten Winterreifen unseres Reisegefährts. Tja, die Welt gehört nur den Mutigen. Die Kopfhörer auf die Ohren gestöpselt und die Augen auf das Meer gerichtet, fuhren wir 129 Kilometer die karibische Küste entlang. Die Sitze eng aneinender gepresst, die Klimaanlage ein Beutel Eiswürfel, der über dem Kopf des Busfahrers hing und ihn tropfend kühlte und die Hühner, sie gackerten wacker. Nein ich meine keine westlichen Chicas, die fröhlich tratschten. Ich meine Hühner, diese fededrigen Viecher, die wir vor allem in Form von Nuggets genießen – kurz: Der Komfort an Bord war dermaßen gut, so dass wir uns entschieden, fortan nur noch den 1. Klasse Bus zu buchen, sofern es einen gäbe. Eine weise Entscheidung. In Tulum angekommen gingen wir einen sehr staubigen Weg entlang zu den alten Ruinen der Maya. Unsere erste kulturelle Stätte hatten wir erreicht. Zwar handelt es sich in Tulum nur um eine sehr kleine alte Stadt der Maya, dennoch besticht sie durch ihre unglaubliche Lage direkt am Meer. Es gibt sogar einen kleinen Badestrand direkt an den Ruinen. Wichtig für unsere Freunde, die nicht besonders gut mit großen Menschenmengen klar kommen, oder jenen, die kulturelle Stätten ein wenig eingehender betrachten wollen: Gehen Sie so früh wie möglich hin (Am besten direkt bei der morgendlichen Öffnung da sein). Bereits gegen Mittag ist es derartig voll, so dass man vor allem Menschen fotografiert, die man gar nicht auf den Bildern haben will. Fazit von Tulum: Ein absolutes Muss für den kulturellen Freund und ein guter Start, in die wunderbare Welt der Maya einzutauchen. Außerdem kann man gerne ein paar Tage am traumhaften Sandstrand verbringen oder einen Tauchkurs (allerdings ist der Tauchschein in Asien, beispielsweise Thailand sehr viel günstiger) belegen. Abends beim Bier auf dem Balkon haben wir dann gleich mal den unverwechselbaren Geruch von Cannabis wahrgenommen. Ein Franzose mit seinen verfilzten Dreadlocks saß auf dem Balkon nebenan und kannte keine Scheu, seinen Joint lässig in aller Öffentlichkeit zu rauchen. Es ist überhaupt kein Problem, in Mexiko an irgendwelche Drogen heranzukommen: Am Strand laufen die Einheimischen ständig auf und ab und wo es früher hieß: "Früchte, frische Früchte" hört man heutzutage ein etwas anderes Angebot: "Marihuana, Kokain, Amphetamin"! Doch hier ist absolute Vorsicht geboten. Mein dringender Rat: Lasst eure kleinen schmierigen Griffel davon, selbst wenn die Versuchung groß ist. Viele Einheimische haben neben dem Drogenhandel nämlich noch ein zweites Standbein aufgebaut und so gehen sie direkt nach dem Verkauf ihrer Ware zur hiesigen Polizei, um den Käufer zu verraten und so doppelt abzukassieren. Und in Mexiko kommt man bereits ins Gefängnis, wenn man nur ein Bier in der Öffentlichkeit trinkt und dabei erwischt wird. Ich persönlich kann mir schöneres Vorstellen, als mir eine Zelle mit dem 200 Kilo schweren Puto zu teilen, der seinen Haupterwerb durch den Frauenhandel bezieht. Und noch etwas: Während wir in Deutschland den großartigen Luxus genießen, dass man uns in einer Verhandlung vor Gericht die Schuld nachweisen muss, so hat man in Mexiko verwirrenderweise seine Unschuld zu beweisen! Bis dato gilt man als schuldig. Denkt mal selbst über die Konsequenzen nach. Von Tulum ging es dann mit dem Bus erster Klasse (sehr komfortable Sitze und Klimaanlage) weiter nach Valladolid. Valladolid liegt ziemlich mittig zwischen Cancun und Merida, in einer sehr zentralen Lage im mexikanischen Bundesstaat Yucatan. Vallodolid, auch die weiße Stadt gennant, ist mit ihren knapp 40.000 Einwohnern eine typische mexikanische Kleinstadt, zu deren Sehenswürdigkeiten vor allem die weiße Kathedrale aus der Kolonialzeit, sowie der Stadtpark gehören. Doch Valladolid hat als Sprungbrett für Ausflüge wesentlich mehr zu bieten: Zum einen wäre hier das weltbekannte Chichén Itzá und zum anderen gibt es diverse Cenotes zu besichtigen. So machten wir uns am Tag nach der Ankunft auf den Weg, die nächste antike Mayastätte zu besichtigen. Chichén Itzá gehrört seit 1988 zum UNESCO-Kulturerbe und ist eine der bekanntesten Mayaruinen überhaupt. Auch hier der wichtige Tipp: Fahren Sie so früh wie möglich hin, bereits mittags ziehen unzählige Scharen von Touristen über das Gelände. (etwa 50 Minuten Busfahrt von Valladolid; 7:30 Uhr Abfahrt des Colectivo oder 8:15 Uhr Abfahrt des Oriente Busses würde ich empfehlen). Einen Tag haben wir darauf verwendet, die umliegenden Cenotes zu besichtigen. Ein Cenote ist ein dolienartiges Kalksteinloch, das durch den Einsturz einer Höhlendecke entstanden und mit Süßwasser gefüllt ist. Über die konkrete Bedeutung und Nutzung der Cenotes wissen die Wissenschaftler leider noch nicht besonders viel. Doch im karibischen Teil Mexikos gibt es weit über 1.000 von diesen Cenotes. Wissenschaftliche Exkursionen haben bereits unzählige Gebeine, sowie materielle Beigaben einer Opferung aus den bis zu 15 Meter tiefen Wasserbecken gefördert. Besonders zu empfehlen ist die Cenote Samulé. Unsere letzte große Attraktion in Mexiko war dann der Nationalpark Reserva de la Biosfera Sian Ka'an in der Nähe von Tulum. Hier kann man einen kleinen Blick in die Vergangenheit werfen und sehen, wie die ganze Region einst ausgesehen haben wird: Ein riesiger Mangrovenwald. Ein absolutes Muss für jeden Naturfreund; hier bekommt man viele wertvolle Informationen über Flora und Fauna der gesamten Region (Yucatan und Quintana Roo). Wir hatten eine Tagestour gebucht und wurden direkt im Hotel abgeholt und mit einem antiken DKW Munga in das Reservat gebracht. Abschließend sind wir dann durch einen kleinen Fluss mitten durch die Mangroven geschwommen. Noch heute frage ich mich, ob unser Tourguide es ernst meinte, als er sagte, es gäbe auch Krokodile in den Sümpfen, oder ob er nur unsere Abenteuerlust anheitzen wollte. Wir haben jedenfalls kein Krokodil gesehen. Etwas enttäuschend. Dann verließen wir Mexiko und als nächstes stand bei uns Guatamala auf dem Reiseplan. Wir fuhren mit dem Bus von Chetumal, Mexiko über Belize City, Belize weiter nach Flores, Guatemala. Die Reise dorthin war recht abenteuerlich. Unser Reisegfährt war ein Minibus, ein sehr kleiner Minisbus, das Gepäck wurde oben aufs Dach geschnürt. Klimaanlage hatten wir nicht, dafür saßen wir eng aneinander gepresst - es war eine sehr lange Fahrt. Der Grenzübergang zwischen Belize und Guatemala ist ein kleiner staubiger Weg, der von ein paar Soldaten bewacht wird. Wir mussten aussteigen und uns Ein- und Ausreisestempel zu holen – natürlich werden die Touristen bei solchen Situationen doppelt (Ein- und Ausreise) zur Kasse gebeten. Die Menschen wuschen ihre Kleider in dem kleinen Flussarm direkt neben dem Grenzhäuschen. Dann ging es weiter. Die Straße wurde immer schlechter und wir fuhren vorbei an unzähligen Zuckerrohrfeldern immer weiter in den tropischen Regenwald hinein. Als wir endlich ankamen, da sagte mir Christian dann, dass dies eine der fünf gefährlichsten Busreisen der Welt gewesen sei! Ich fragte ihn amüsiert, woher er diese Information hätte, ob es da eine neue Sendung im TV gegeben hat: Die fünf gefährlichsten Busreisen der Welt. Ich scherzte ein wenig. Christian hingegen entgegnete mir, dass er diese Informationen vom Auswärtigen Amt hätte. Nun ja, also doch halbwegs seriös, dachte ich. Schließlich mussten wir ein paar Tage später auf dem selben Weg zurück. Flores – da denke ich sofort an eine kleine blühende Stadt. Direkt am großen See Petén Itzá habe ich mir sogar ein halbwegs romantisches Ambiente versprochen. Doch als wir in der kleinen Stadt mit nur 15.000 Einwohner ankamen, war der erste Eindruck ein ganz anderer: sehr ärmliche Verhältnisse, nicht ein schönes Gebäude, dafür unzählige Leitungen, die zwischen den Häusern hingen. Unserer Zimmerdusche war nicht zu trauen, denn warmes Wasser gab es nur durch den Durchlauferhitzer, der wiederum nicht gut angeschlossen war und wir beim Duschen jedes mal leichte Stromschläge bekamen. Aber was soll's? Wir wollten auch gar keinen Luxusurlaub in einem tollen Ressort, wir wollten Abenteuer. Am nächsten Tag wurden wir damit ausreichend belohnt. Im Grunde gab es für uns nur einen einzigen Grund, nach Flores zu kommen. Nein, es gab eigentlich nur einen einzigen Grund, überhaupt nach Guatemala zu kommen: Tikal. Am Morgen nach der Ankunft in Flores ging es dann direkt nach Tikal. Wir standen bereits um kurz vor 4 Uhr auf und wurden keine Stunde später mit dem Bus abgeholt. Eine gute dreiviertel Stunde später befanden wir uns inmitten des Regenwaldes. Tikal kennen Sie vielleicht aus dem Film Apocalypto. Einst war Tikal die bedeutenste Stadt der Maya des gesamten Gebietes, in der etwa eine Million Menschen lebten. Sie können sich kaum vorstellen, wieviel Lärm es im Regenwald kurz vor dem Sonnenaufgang gibt – nun sind alle Tiere aktiv. Noch in der Dunkelheit stiegen wir auf den Jaguartempel, auf dem wir die nächsten Stunden erhaben verweilten, während die Sonne langsam am Himmel auftauchte. Nun konnten wir erkennen, dass wir komplett vom Regenwald umgeben waren. Wohin wir auch guckten – es gab nur Bäume und inmitten dieses Dschungels stachen dann plötzlich die verschiedenen Tempel Tikals über den Baumkronen hervor. Ein malerisches Bild, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Noch etwa zwei Stunden nach dem Sonnenaufgang gab es eine große Nebeldecke über den Baumkronen, die bis zum Mittag dann komplett verschwunden war und es nur noch den endlos blauen Himmel über uns gab. Wir liefen die Dschungelpfade entlang, geführt von einem sehr guten Tourgudie, der uns viel über Tikal zu erzählen hatte. Gerne begann er seine Erklärungen schmunnzelnd mit den Worten: "According to Mel Gibson...." (Mel Gibson führte Regie im Film Apocalypto). Irgendwann nahm ich ihn mir mal kurz zur Seite und fragte, ob Mel Gibson denn historisch genau geblieben wäre. Unser Tourguide erwiederte, dass man es nicht wissen könne, da uns leider nicht besonders viel über die Maya bekannt sei. Wir wissen einiges über die Gebäude und dass sie viele Kenntnisse über die Sterne haben mussten (das geht aus den Kalendern hervor), doch über das Volk selbst ist so gut wie nichts bekannt, da es kaum Schriftstücke gäbe. Für uns zählte neben dieser wunderbaren Lage inmitten des Regenwaldes noch etwas anderes eine tragende Rolle dafür, dass Tikal fortan zu unserem Top-Highlight des gesamten Urlaubes wurde: Tikal ist den meisten Menschen nämlich noch kaum ein Begriff und so gibt es dort kaum Touristen. Wir liefen mit unserer kleinen Gruppe völlig einsam durch das Gelände, so dass wir uns ein wenig wie Indiana Jones fühlen durften. Diese Abenteuerlust wurde zusätzlich genährt, da alle Tempel über nebenstehende Holztreppen zu erklettern waren. Ich sage es mal so: Der deutsche TÜV hätte dort nicht sein Siegel verliehen! Beim Erklettern des einen Tempels ist sogar eine meiner Holzstufen angebrochen. Wir sahen ein paar Wolfsspinnen und uns wurde von Giftschlangen berichtet, die wir allerdings nicht zu sehen bekamen. Tikal besticht ebenfalls durch den Fakt, dass die Stadt noch immer bis zu 80 Prozent unerforscht und noch nicht einmal ausgebuddelt wurde. Mein Tipp: Fahren sie hin, noch bevor die Massen in ein paar Jahren auch Tikal erreicht haben werden. Es gibt nur noch sehr wenige Plätze auf unserem Planeten, die noch so unentdeckt sind, wie Tikal. Ich persönlich hätte am liebsten eine archäologische Exkusion hierher unternommen. Dann ging es für uns wieder zurück nach Belize. Mit dem Bus fuhren wir bis Belize City, guckten uns dort die kleine Hauptstadt des Landes an, die jedoch nicht besonders viel zu bieten hatte. Es ging weiter mit dem Wassertaxi nach San Pedro/Cayo Ambergris. Hierbei handelt es sich um eine dieser traumhaften karibischen Inseln mit ausgedehnten weißen Sandsträden, unzähligen Palmen und einem kristallblauen und lauwarmen Meer. Auf der ganzen Insel fahren keine Autos und es gibt nur Golfcars. Hauptsächlich machen hier übrigens US-Amerikaner Urlaub. Wir fingen an, etwas Badeurlaub zu machen, nach all unseren eher staubigeren Erfahrungen. Unser Highlight auf der Insel war ein Schnorchelausflug. Mit dem kleinen Motorboot wurden wir raus aufs Meer gefahren, bis wir an einem vorgelagerten Riff ankamen. Das Wasser war dort, etwa einen Kilometer vom Strand entfernt, teilweise derartig nierdig, so dass man stellenweise ganz bequem durch das Wasser laufen konnte. Aber so weit waren wir noch nicht. Zunächst saßen wir noch im Boot und sahen uns die Tiere im Wasser an. Es gab sehr viele Stachelrochen, eine riesige Meeresschildkröte, die von einem Fischer gefüttert wurde und ein paar Ammenhaie, die wir ebenfalls anfütterten. Dann sagte uns unser Bootsführer, dass wir nun schnorcheln gehen könnten. Etwas irritiert guckten wir uns an und ein blondes Mädel fragte, ob die Haie denn nicht gefährlich seien. Nein, bekamen wir als Antwort: "No danger just hopp in and I will take care of your belongings." Da bin ich mir ganz sicher, mein Freund: Wenn uns etwas passiert, dann wäre wenigstens die Spiegelreflexkamera in sicheren, wenn auch neuen Händen. Unser Bootsführer grinste uns noch einmal mit seinen drei verbliebenen Zähnen an und bestätigte noch einmal: "No danger." Nun gut, dachte ich. Hier will mal wieder niemand der erste Idiot sein, nahm mir meine Taucherbrille und sprang hinein ins feuchte Abenteuer. Vor diesen kleinen Haien hatte ich eigentlich sehr wenig Bedenken, der längste war vielleicht 1,80m groß, insgesamt waren es ein halbes Dutzend, von denen die meisten aber wesentlich kleiner waren, vermutlich Jungtiere. Wenn mir so ein Hai zu Nahe gekommen wäre, hätte er erst einmal einen auf die Nase bekommen. Ein bisschen Sorgen hingegen machte mir diese Bande Stachelrochen. Stachelrochen kennen Sie vielleicht noch aus dem letzten Film vom Crocodile Hunter. Sie wissen schon: Dieser lustige Steve Irwin, der durch die Wildnis lief und ständig irgendein gemeingefährliches Biest erblickte. Seine legendären Worte: "I'm gonna touch it." Jedenfalls wurde er damals von einem riesigen Stachelrochen getötet. Unsere waren zwar sehr viel kleiner, dennoch neigen die Stachelrochen in bedrohter Situation dazu, mit ihrem Giftstachel zuzuschlagen. Wir schwammen im Wasser und unter uns gab es mindesten 100 Exemplare. Doch es gab keine Zwischenfälle und wir haben ein tolles Erlebnis unter Wasser gehabt. Am Ende schwammen wir sogar sehr nah an die Haie heran, die wiederum allerdings recht scheu waren und dann die Flucht ins Weite suchten. Hier ist mir auch einmal sehr wichtig zu erwähnen, dass Haie nicht die Monster sind, zu denen Sie gerne von Menschen stilisiert werden. Zwar sterben jedes Jahr ein paar Menschen durch Haie, doch muss hierbei auch einmal erwähnt werden, dass wir Menschen immer weiter in die Lebensräume der Haie eingreifen, ihre Jagdreviere als Surferparadiese beispielsweise beanspruchen und wir auf eine bedenkliche Weise in den Kreislauf der Natur eingreifen: Wir fischen im großen Stil die Meere leer, so dass Robben keine Nahrung mehr haben, die Population also rückläufig ist und somit eben auch Haie weniger zu fressen haben. Was also machen, wenn der Magen knurrt? Und für einen Hai sieht ein Surfer in seinem schwarzen Neoprenanzug verblüffend ähnlich wie eine leckere Robbe aus. Im Gegenzug zu den paar Todesfällen durch Haibisse, töten wir Menschen über 100.000 Haie im Jahr und sorgen somit ungebremst für die Ausrottung einer Art, die gegen viele Krankenheiten, wie beispielsweise Krebs immun ist. Der ganz typische menschliche Schwachsinn eben: Erst töten, dann fragen. Das schlimmste an dieser traurigen Geschichte ist noch, dass den Haien nur die Flossen abgeschnitten werden und sie dann langsam im Meer verbluten müssen. Wenn die Haie ein Kino hätten, dann lief dort bestimmt der Horrorfilm: Der weiße Mann. Wenn ich persönlich durch diese Welt laufe und mir die entlegensten Gebiete anschaue, dann schäme ich mich immer wieder dafür, ein Mensch zu sein. Wie behandeln wir nur unsere Heimat? Diesen wunderschönen Planeten, der uns alles bietet, was wir zum Leben brauchen. Wenn wir doch nur lernen könnten, vernünftig mit den Ressourcen umzugehen. Immer wieder höre ich den Satz, dass Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen. Was für einen Planeten überlassen wir ihnen? Ist dieser Weg wirklich das Beste, was wir Menschen zu bieten haben? Dann ging es zurück nach Mexiko. Unser Rückflug startete wieder von Cancún und so verbrachten wir die letzten Tage unseres schönen Urlaubs auf der kleinen Insel Isla de Mujeres. Diese Insel liegt nördlich von Cancún und wir erholten uns dort am Strand in der Hängematte von den Strapazen der über 2.200 km langen Reise. Das schöne an solchen Rucksackreisen ist eben, dass man niemals alleine ist, selbst wenn man alleine losreist. Sofern man in Hostels übernachtet, so lernt man jeden Abend neue Menschen kennen, redet ein wenig, hat Spaß mit ihnen, macht vielleicht den einen oder anderen Ausflug zusammen, bevor man weiterreist und wieder ganz andere Menschen kennenlernt. Jeden Tag, sofern man es möchte. Es ist immer etwas los in den Backpackerhostels, die im letzten Jahrzehnt wie Pilze aus dem Boden schossen. Ich persönlich bin dieser Art Urlaub längst verfallen, auch wenn ich immer wieder Neues ausprobiere. Aber davon erfahren Sie in den kommenden Artikeln mehr, wenn sie mir als Leser die Treue halten. 

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